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Im Fokus: Medizinische Fachkräfte aus der Slowakei

Immer mehr medi­zi­ni­sche Arbeits­kräfte kom­men aus den ost­eu­ro­päi­schen Län­dern nach Deutsch­land, um hier zu arbei­ten und um ein neues Leben zu füh­ren. Was sind die Anreize, die die Medi­zi­ner aus Ost­eu­ropa nach Deutsch­land brin­gen? Und gibt es Chan­cen und Hemm­nisse für die Per­so­nal­ge­win­nung? Um diese Fra­gen zu beant­wor­ten, habe ich das kleine Land im Her­zen Euro­pas – die Slo­wa­kei – als Bei­spiel ver­wen­det und näher unter die Lupe genom­men.
Laut den Sta­tis­ti­ken arbei­ten unge­fähr 849 slo­wa­ki­sche Ärzte in Deutsch­land. Deutsch­land ran­giert damit auf der Beliebt­heits­skala bei den slo­wa­ki­schen Ärzten an zwei­ter Stelle, nur in der Tsche­chi­schen Repu­blik fin­det man mehr Ärzte aus der Slo­wa­kei (wahr­schein­lich auf­grund sprach­li­cher Ähnlich­kei­ten). Die Ärzte aus die­sem klei­nen Land gehö­ren somit zur Top Ten der in Deutsch­land ver­tre­te­nen aus­län­di­schen Medi­zi­ner.1

Arbeits­lo­sig­keit

Ein Fak­tor, der eine große Rolle spielt, ist die hohe Arbeits­lo­sig­keit. Sie liegt mit 12,6 % unter dem EU-Durchschnitt, aber an Deutsch­land gemes­sen mit nur 5% Arbeits­lo­sen ist sie rela­tiv hoch (Stand Novem­ber 2014). Erfreu­lich ist die aktu­elle Ent­wick­lung: Seit Anfang 2014 sinkt die Anzahl der Arbeits­lo­sen in der Slo­wa­kei.2

Finan­zi­elle Gründe

Ein wei­te­rer Anreiz sind die höhe­ren Ver­dienst­mög­lich­kei­ten in Deutsch­land. Beson­ders die jun­gen Medi­zin­ab­sol­ven­ten wer­den durch die hohen Löhne ange­lockt. Obwohl in der Slo­wa­kei die Gehäl­ter von Ärzten in den letz­ten zwei Jah­ren durch eine Min­dest­lohn­er­hö­hung gestie­gen sind, lie­gen sie im Ver­gleich zu Deutsch­land immer noch ganz hin­ten. Einen gro­ßen Unter­schied gibt es vor allem bei den Assis­tenz­ärz­ten ohne Spe­zia­li­sie­rung. In Deutsch­land liegt das Durch­schnitts­ge­halt bei 4.016 EUR, wobei sich die Gehalts­spanne zwi­schen 2.886 und 5.677 EUR bewegt. In der Slo­wa­kei liegt das Min­dest­ge­halt für Assis­tenz­ärzte zur­zeit bei 980 EUR, also nur unge­fähr ein Drit­tel des in Deutsch­land gezahl­ten Gehalts. Daher ist der deut­sche Gesund­heits­ar­beits­markt für die Absol­ven­ten mit gerin­ger Pra­xis­er­fah­rung beson­ders attrak­tiv.
Bei den Fach­ärz­ten liegt das Durch­schnitts­ge­halt in Deutsch­land bei 5.104 EUR, wobei die wirk­li­chen Gehäl­ter zwi­schen 3.381 und 9.729 EUR schwan­ken kön­nen. In der Slo­wa­kei ver­dient ein Fach­arzt im Durch­schnitt 2.150 EUR. Aller­dings kann das Gehalt durch Zuschläge anstei­gen, bei man­chen Ärzten bis auf 6.000 EUR.
Im Pfle­ge­be­reich ist der Unter­schied noch deut­li­cher. Die deut­schen Pfle­ge­kräfte ver­die­nen durch­schnitt­lich monat­lich 2.308 EUR, die slo­wa­ki­sche Kran­ken­schwes­tern und Pfle­ger hin­ge­gen nur 1.022 EUR.

Arbeits­be­din­gun­gen

Nicht nur das Gehalt zieht die slo­wa­ki­sche Ärzte und Pfle­ge­kräfte nach Deutsch­land. Auch höhere Lebens– und Arbeits­qua­li­tät sind ein ent­schei­den­der Fak­tor. Viele deut­sche Kli­ni­ken sind mit ihren mate­ri­el­len und finan­zi­elle Res­sour­cen, ihrer tech­ni­scher Aus­stat­tung und fach­li­cher Exper­tise den slo­wa­ki­schen über­le­gen. Dar­über hin­aus wer­den den Mit­ar­bei­tern in Deutsch­land auch bes­sere Kar­riere– und Auf­stieg­chan­cen sowie Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten geboten.

Bil­dungs­sys­tem

Die medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung ist im Ver­gleich zu der in Deutsch­land hoch aka­de­mi­siert. Die Aus­bil­dung fin­det auf zwei Ebe­nen statt – auf der sekun­dä­ren Ebene durch medi­zi­ni­sche Berufs­schu­len und auf der ter­tiä­ren Ebene durch Hoch­schu­len und Universitäten.

An den Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten wer­den nicht nur Ärzte aus­ge­bil­det, son­dern auch Pfle­ger, Heb­am­men, Phar­ma­zeu­ten, Phy­sio­the­ra­peu­ten oder Ernäh­rungs­as­sis­ten­ten. Viele die­ser Berufe kann man aus­schließ­lich durch ein Bache­lor– oder Mas­ter­stu­dium erler­nen, daher haben sie im Ver­gleich zur Aus­bil­dung in Deutsch­land einen sehr viel höhe­ren Theo­rie­an­teil. Ein Nach­teil die­ses Bil­dungs­sys­tems ist die gerin­gere Spe­zia­li­sie­rung. Durch das Pfle­ge­stu­dium erlangt man eine all­ge­meine Qua­li­fi­zie­rung als Pfle­ger. Um eine Spe­zia­li­sie­rung zu erwer­ben, muss man sich wei­ter­bil­den, um z.B. eine Zusatz­qua­li­fi­ka­tion als Kin­der– oder Alten­pfle­ger zu erwer­ben.
Um sich als Arzt zu qua­li­fi­zie­ren, muss man an einer Uni­ver­si­tät ein Stu­dium in Human­me­di­zin absol­vie­ren, bei den Zahn­ärz­ten ist es der Stu­di­en­gang Zahn­me­di­zin. Das Stu­dium dau­ert in der Regel sechs Jahre, fin­det an einer Uni­ver­si­tät statt und wird mit einen Staats­ex­amen und einer Dis­pu­ta­tion abge­schlos­sen. Durch die Anpas­sung an den Bologna-Prozess ist das Stu­dium inhalt­lich und struk­tu­rell dem in Deutsch­land ähnlich und wird in allen EU-Ländern aner­kannt. Nach dem Stu­di­en­ab­schluss stre­ben die meis­ten Absol­ven­ten eine Wei­ter­bil­dung als Fach­arzt an. Ähnlich wie in Deutsch­land fin­det die ärzt­li­che Wei­ter­bil­dung in einer berech­tig­ten Gesund­heits­ein­rich­tung statt und besteht aus einem theo­re­ti­schen und einem prak­ti­schen Teil. Die ärzt­li­che Spe­zia­li­sie­rung dau­ert in der Regel drei bis fünf Jahre abhän­gig vom Fach­be­reich. Neben den Hoch­schu­len fin­det die medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung auch an Berufs­schu­len statt.
Medi­zi­ni­sche Berufs­schu­len sind Ein­rich­tun­gen der Sekun­dä­re­bene. Die Schü­ler erlan­gen hier eine Dop­pel­qua­li­fi­ka­tion, einer­seits All­ge­mein­bil­dung und ande­rer­seits die beruf­li­che Aus­bil­dung, die stark in der Pra­xis ver­an­kert ist. Medi­zi­ni­sche Berufs­schu­len dau­ern übli­cher­weise vier Jahre und bil­den über­wie­gend für Assis­tenz– und Hilfs­be­rufe aus, wie z.B. Gesund­heits­as­sis­tent, Ernäh­rungs­as­sis­tent, Zahn­arz­tas­sis­tent, aber auch für Berufe, die kei­nen gro­ßen Theo­rie­an­teil benö­ti­gen, wie phar­ma­zeu­ti­scher Labo­rant, ortho­pä­di­scher Tech­ni­ker Maser oder Sani­tär. Im Anschluss an die Berufs­schule sind wei­tere Zusatz­qua­li­fi­ka­tio­nen möglich.

Sprach­li­che Kompetenz

Die Deut­sche Spra­che hat sich in der Slo­wa­kei schon seit Lan­gem als Fremd­spra­che eta­bliert. Laut der Stu­die von Euro­ba­ro­me­ter beherr­schen 28% der Men­schen in der Slo­wa­kei Deutsch als Fremd­spra­che.3 Sehr gut Deutsch spricht ins­be­son­dere die junge Gene­ra­tion, vor allem Stu­den­ten, Men­schen mit höhe­rem Bil­dungs­stand und Ein­woh­ner aus grö­ße­ren Städ­ten.
Deutsch wird in der Slo­wa­kei in der Grund­schule oder am Gym­na­sium als erste oder zweite Fremd­spra­che gelernt, wobei sich die Schü­ler am Gym­na­sium ihre Fremd­spra­chen aus­wäh­len kön­nen. Es besteht die Mög­lich­keit, das Abitur in Deutsch zu machen, was dem Sprach­ni­veau B1 ent­spricht. Dar­über hin­aus gibt es zur­zeit auch bilin­guale Gym­na­sien, an denen der Unter­richt teil­weise auf Deutsch ver­läuft, die ganze Abitur­prü­fung wird dann in deut­scher Spra­che abge­legt, sodass das Abitur in Deutsch­land als gleich­wer­tig aner­kannt wird.
Auch an man­chen Hoch­schu­len wird auf Deutsch unter­rich­tet. Die medi­zi­ni­schen Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten bie­ten diese Mög­lich­keit zur­zeit nicht, aber man kann sich als Stu­dent für all­ge­mei­nen Deutsch­un­ter­richt oder medi­zi­ni­sches Deutsch als Wahl­ver­an­stal­tung ein­tra­gen oder sogar auch die Abschluss­ar­beit auf Deutsch schreiben.

Fazit

Die slo­wa­ki­schen Arbeits­kräfte sind auf­grund einer guten fach­li­chen Qua­li­fi­zie­rung und sprach­li­chen Fähig­kei­ten für den deut­schen Arbeits­markt attrak­tiv. Ande­rer­seits wer­den viele slo­wa­ki­schen Medi­zi­ner durch die bes­se­ren wirt­schaft­li­chen und beruf­li­chen Bedin­gun­gen nach Deutsch­land gelockt und moti­viert, hier auch lang­fris­tig zu blei­ben. Eine ähnli­che Situa­tion herrscht auch in vie­len ande­ren ost­eu­ro­päi­schen Län­dern. Somit bie­ten die slo­wa­ki­schen Arbeits­kräfte wie auch die Arbeits­kräfte aus vie­len ande­ren ost­eu­ro­päi­schen Län­dern eine Mög­lich­keit, den beste­hen­den Per­so­nal­man­gel im Gesund­heits­we­sen teil­weise auch lang­fris­tig zu ent­schär­fen und somit die Lage zu verbessern.

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